PRESSE

Frauenidole der Steinzeit

Sonntag, 30. September 2012

Handarbeit Denk-Arbeit

         

 Inge Iwa Seipel ist eine Geschichten-Erzählerin.  Geschichten in Form von Bildern. Von 2000-2002 wohnte sie in Wilhelmsburg. Nun stellt sie in diesem Stadtteil Skizzen, Zeichnungen, Gemälde aus, die größtenteils vor gut 10 Jahren entstanden.  Die Künstlerin arbeitet, manch-mal spielt sie auch mit sehr feinem, kaum sichtbaren Stift; bei einigen ihrer Bilder geht sie kräftig mit Dispersions- und Wasserfarben zu Werke. Da ist eine Arbeit auf Holz, das ein Frauen-Gesicht zeigt. Sie habe, erzählte I.S. auf der Vernissage, eine Holzplatte mit dem Ham-mer bearbeitet, und dann sei mit Farbe an das beinah Zerstörte gegangen. Bemerkenswert auch das große Strichmännchen. Vieles wirkt wie zufällig entstanden, in der Verarbeitung von Tagesgeschehen und besonderen Ereignissen (9/11) – unscheinbar, ja unwahrscheinlich. Einige Skizzen sind Vorarbeiten zu Skulpturen. Sie besitzen auch als Skizzen Eigenwert. * Bei aller Sensibilität schätzt die Künstlerin auch die etwas handfestere Art. So stellt sie einen Stuhl aus, ausdrücklich „zum Draufsitzen“, der mit dem Grundgesetz beklebt ist. Eine Assemblage mit Spiegelscherbe (in Kopfhöhe angebracht) verheißt: Menschenskind.  Um eben das Menschsein geht es in den Werken. Menschsein als Such- und Findungs-Prozeß, als kreative Herausfor-derung, sich selber wieder und wieder neu Erfinden. *  „Kunst hat nicht mit Kunst zu tun, Kunst hat mit dem Leben zu tun“. Diese nicht-akademische Haltung freut mich. Gerade in Wilhelmsburg. Hat doch die IBA mit zahlreichen Kunst-Projekten („Kultur/Natur“, „Akademie einer anderen Stadt“ etc) und mit viel Geld eine Tendenz gefördert, in der elitäres Denken im Vordergrund steht – um über die Köpfe der hier Lebenden hinweg den Stadtteil “aufzuwerten”. * Die Ausstellung im Westend, Vogelhüttendeich 17, wird voraussichtlich bis Ende des Jahres zu sehen sein. Öffn.-Zeiten: Mi-Fr  15-19 Uhr.  *R.S.*
Von Raimund Samson-kreativ/Blog    ; vielen herzlichen Dank!